Winter-Vortragsreihe 2022/2023

Gültig für die Vorträge 2022/2023

 

Die Teilnahme an unseren Vorträgen von Oktober 2022 bis März 2023 kann nur nach den dann jeweils gültigen Corona-Regeln erfolgen.

 

Interessierte Gäste (auch Nicht-Mitglieder der WAU)

sind herzlich eingeladen.

 

Veranstalter:   Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Natur-

                           und Umweltschutz Jever e.V. (WAU e.V.)

Ort:         Rathaus Jever , Am Kirchplatz 11 ; Graf-Anton-Günther-Saal

               Der Vortragsraum ist stufenlos zugänglich, eine

               behindertengerechteToilette ist nicht vorhanden.

Zeit:        19.30 Uhr (!)

Kosten:   Eintritt frei   (Spenden für die Vereinsarbeit der WAU werden

                                   dankend entgegen genommen)

Aktuelle Fragen zum Wattenmeer und weiteren marinen Themen

 

Dienstag, 14. 03. 23

 

Dr. Achim Wehrmann, Senckenberg am Meer, Wilhelmshaven

 

Als das Programm für die winterliche Vortragsreihe 2022/23 der WAU geplant wurde, stand noch nicht fest, mit welchem Thema sich der letzte Vortrag am Dienstag, dem 14. März, beschäftigen würde. Die Idee war, dass bei den vorausgehenden Veranstaltungen Fragen gesammelt werden sollten, die den Gästen auf den Nägeln brannten. Der Meeresforscher Dr. Achim Wehrmann vom ‚Forschungsinstitut Senckenberg am Meer‘ in Wilhelmshaven wollte dann diese Fragen bündeln und sie in seinem Vortrag beantworten.

So gibt es also diesmal nicht nur einen Vortragsgegenstand, sondern ein ganzes Potpourri von Themen. Unter anderem wird der Referent eingehen auf die Auswirkungen des neuen NLG-Terminals auf den Miesmuschelbetrieb in Hooksiel, auf die „Hooksieler Koralle“, bei der es sich nicht um eine echte Koralle, sondern um den Röhrenbau einer aus Australien eingeschleppten Wurm-Art handelt, auf die zunehmende Sichtung von Seepferdchen in der Nordsee und auf andere Fragen. Selbstverständlich werden auch die zu erwartenden regionalen Folgen der Klimakrise angesprochen, also die Themen Meeresspiegelanstieg, Wassertemperaturerhöhung und Ozeanversauerung.

So können sich die Besucher des letzten WAU-Vortrages dieser Saison auf eine informative und abwechslungsreiche Veranstaltung freuen.

Acropora millepora (Steinkoralle) li. / A. millepora 3 Mon. alt ; Fotos: S. Nietzer

 

Korallenforschung in Wilhelmshaven und Guam

 

Dienstag, 14. 02. 23

 

Dr. Samuel Nietzer, Universität Oldenburg, ICBM

 

Korallen - mit der zu den USA gehörenden tropischen Pazifikinsel Guam wird man den Begriff schnell verbinden, säumen doch umfangreiche Korallenriffe die Strände, die nicht aus Sand, sondern aus feinem Korallengrus gebildet werden. Entsprechend ist die Insel auch zu einem Zentrum der Korallenforschung geworden, die umso größere Bedeutung hat, je mehr das Ökosystem ‚Korallenriff‘ durch die Klimaveränderungen bedroht erscheint.

Und hier kommt auch Wilhelmshaven ins Spiel, denn seit inzwischen mehr als 10 Jahren ist eine Arbeitsgruppe am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg in Wilhelmshaven in der Korallenforschung aktiv. Schwerpunkt der Forschung der AG ‚Umweltbiochemie‘ ist dabei die Vermehrung von Steinkorallen und die Auswirkungen verschiedener Stressfaktoren, insbesondere auf deren frühe Lebensstadien.

Die Ansiedlung der freischwimmenden Korallenlarven ist ein zentraler Punkt im Leben einer Koralle. In langjähriger Forschung konnten die Mitglieder der AG eine chemische Verbindung identifzieren, welche die Ansiedlung der Korallenlarven auslöst. Darauf aufbauend wird aktuell an einer Verbesserung der Aufzucht gearbeitet.

Seit dem Jahr 2020 ist die AG Umweltbiochemie aber auch in der Lage, als erste Institution in Deutschland, das Ablaichen der Steinkorallen in einer künstlichen Umgebung auszulösen.

Dr. Samuel Nietzer ist seit 2013 Leiter der Forschungsaquarien in Wilhelmshaven und gibt einen anschaulichen Einblick in die Korallenforschung der Arbeitsgruppe. Forschungsbereiche sind vor allem Störfaktoren in Bezug auf Jungkorallen (Klimawandel, Giftstoffe, Ansiedlung der Larven) und die Ansiedlung und weitere Aufzucht der Korallen. Auch auf die Ergebnisse der auf der Marianeninsel Guam durchgeführten wichtigen Forschung zur Korallenvermehrung wird der Referent eingehen.

Schmetterlingslebensräume in Westniedersachsen

 

Donnerstag, 18.01.2023

 

Dipl.-Biologe Carsten Heinecke, OL

 

Begriffe wie ‚Verlust von Biodiversität‘ oder ‚Artensterben’ nehmen in der öffentlichen Diskussion breiten Raum ein. Sie kennzeichnen die dramatischen Entwicklungen, die sich in unserer Zeit bei vielen natürlicher Lebensräumen und Organismengruppen abspielen.

In unserer Tierwelt sind ganz besonders die Insekten betroffen. Zu trauriger Prominenz hat es in diesem Zusammenhang das Wort ‚Bienensterben‘ gebracht, das sich nicht nur auf den „Haustier-Sonderfall“ Honigbiene bezieht, sondern vor allem auf die vielen Arten von Wildbienen und Hummeln. Doch andere Insektengruppen sind genauso stark bedroht. So haben Untersuchungen in den Niederlanden gezeigt, dass dort von 1890 bis heute die Zahl der Schmetterlinge um mindestens 84 Prozent zurückgegangen ist. Von vergleichbar großen Verlusten kann man auch bei uns ausgehen.

Der Vortrag des ausgewiesenen Schmetterlingskenners („Lepidopterologen“) wird nicht nur mit  attraktiven Bildern verschiedene bekannte Arten wie Tagpfauenauge und Zitronenfalter in ihren typischen Lebensräumen vorstellen, sondern auch kuriose Vertreter wie den seltenen Heide-Bürstenbinder, dessen Weibchen gar keine Flügel besitzt. Selbstverständlich wird er über diese Arten-Präsentation hinaus auch den eingangs genannten Aspekt Artensterben ansprechen und auf mögliche Auswirkungen des Klimawandels eingehen. Und schließlich wird der Referent auch Anregungen dazu geben, was jeder einzelne von uns den negativen Entwicklungen entgegensetzen kann. So wird er z. B. Möglichkeiten zu einer schmetterlingsfreundlichen Gartengestaltung aufzeigen.

Biodiversitätsforschung im Weltnaturerbe Wattenmeer

 

Dienstag, 13.12.2022

 

Dr. Benedikt Wiggering, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer


Er trägt einen furchteinflößenden Namen: der Ameisenlöwe. Dabei misst die Larve dieses Insekts gerade mal rund einen cm Länge und gefährlich wird sie auch nur Ameisen und anderen Insekten. Um die zu erbeuten, gräbt sich die Larve einen Trichter im lockeren Sand von Trockenbiotopen (z. B. Heide, Dünen) und verbirgt sich am Grund. Kommen nun Ameisen und andere Kerfe dem Rand eines solchen Trichters zu nahe, geraten sie ins Rutschen, wobei der Ameisenlöwe das durch Auswerfen von Sand auf das Beutetier noch fördert. Am Grunde angekommen, wird die Beute von den mächtigen Mundwerkzeugen des Ameisenlöwen erfasst und innerhalb kurzer Zeit ausgesaugt.

Vorkommen des Ameisenlöwen in unserem Küstenraum waren früher kaum bekannt. Inzwischen sind sie aber auf verschiedenen Inseln und auch am Festland nachgewiesen worden. Mit solchen Veränderungen in der Artenzusammensetzung der Region beschäftigt sich Dr. Benedikt Wiggering – Mitarbeiter für Biodiversität und Monitoring in der Nationalparkverwaltung „Niedersächsisches Wattenmeer“.

Die Wattenmeerregion beherbergt mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten, weist also eine sehr hohe Biodiversität auf. Das war einer der Gründe, weshalb das Wattenmeer 2009 zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Somit ist es naheliegend, dass das Thema ‚Biodiversität‘ auch eines der zentralen Forschungsvorhaben im Wattenmeer ist. Doch Biodiversität ist mehr als nur Artenvielfalt. In seinem WAU-Vortag am 3.12.2022 in Jever, wird Benedikt Wiggering interessante Einblicke in aktuelle Forschungsvorhaben geben und die verschiedenen Betrachtungsebenen erklären.

Das Schlickgras – eine ganz besondere Pflanze der Salzwiese

 

Dienstag, 15.11. 2022

 

Werner Menke (WAU)

 

Die Salzwiesen vor den Deichen und auf den Wattseiten der Ostfriesischen Inseln stellen besonders wertvolle Lebensräume im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer dar. Aufgrund des Salzwassereinflusses herrschen hier allerdings schwierige Lebensbedingungen; so können hier nur Pflanzen existieren, die aufgrund besonderer Anpassungsmechanismen mit dem Salzproblem fertig werden. Der Queller mit seinen fleischigen Sprossen, die hoch wachsende Strandaster und der Strandflieder mit seinen attraktiven Blüten gehören zu den bekanntesten Arten. Im Vergleich mit ihnen ist das Schlickgras deutlich weniger bekannt, das seine Hauptverbreitung um die Linie des mittleren Tidehochwassers und noch deutlich darunter hat, wo es noch bis zu zweimal täglich überflutet wird. Wachsen kann es hier nur, weil es über ausgesprochen effektive Salzdrüsen verfügt, mit denen es das mit dem Wasser aufgenommene Salt wieder ausscheiden kann, so dass es für die lebenden Zellen nicht schädigend wirkt.

Darüber hinaus zeigt das Schlickgras noch weitere ausgesprochen interessante Merkmale. Vor etwa 100 Jahren kam es an unserer Küste überhaupt noch nicht vor, es ist ein echter „Neubürger“, der erst durch menschliche Initiative ursprünglich zum Küstenschutz hier eingeführt wurde. Und vor einigen Jahren machte das Schlickgras sogar Schlagzeilen, weil man an vielen Pflanzen den Befall mit ‚Mutterkorn‘, einem äußerst giftigen Pilz, feststellte.

Zudem existiert das ‚Englische Schlickgras‘, das ist die Art, die bei uns vorkommt, überhaupt erst seit gut 130 Jahren. Wieso im Pflanzenreich ganz spontan eine neue Art entstehen kann, ist eine spannende Geschichte. Sie wird ebenso wie manche andere Besonderheiten dieser Pflanze in dem Vortrag anschaulich erläutert.

Der Kiebitzregenpfeifer – ein Wanderer zwischen den Welten. Zwischenstation Wattenmeer auf dem Weg von den arktischen Brut- in

die westafrikanischen Überwinterungsgebiete und zurück.

 

Dienstag, 11. 10. 2022

 

Dr. Gregor Scheiffarth, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer:

 

Stellten in den Vorjahren einzelne Länder wie zuletzt Portugal und Gambia den Schwerpunkt der jeweiligen Zugvogeltage dar, so ist es diesmal mit den arktischen Brutgebieten eine weltumspannende Region. Der von der Ostküste Nordamerikas bis zur Taymir-Halbinsel im Norden Sibiriens reichende Teil ist die Brutheimat von Vogelarten, die auf ihrem Zug von und zu ihren Winterquartieren Station im Wattenmeer der Nordsee machen.

Ein eindrucksvolles Beispiel ist der Leitvogel der diesjährigen Zugvogeltage, der Kiebitzregenpfeifer. Als Langstreckenzieher legt er zwischen seinen arktischen Brutgebieten und den Überwinterungsgebieten, die bis ins westliche Afrika reichen, Zugstrecken von mehr als 8000 km zurück. Die Rastphase im Nationalpark Wattenmeer – sozusagen auf halber Strecke - ist dabei von entscheidender Bedeutung für den Energiehaushalt des Vogels zur Bewältigung solcher Flugdistanzen. Da ein kleinerer Teil der Population im Wattenmeer überwintert, ist die Art auch außerhalb der eigentlichen Zugzeiten hier zu beobachten.

Der Referent Dr. Gregor Scheiffarth beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Zugvögeln im Nationalpark und legt dabei einen Schwerpunkt auf den Kiebitzregenpfeifer. So erwartet die Gäste ein kompetenter, spannender Vortrag über die Leitart der 14. Zugvogeltage.

Hier finden Sie uns

WAU e.V.

Werner Menke

Ibenweg 7

26441 Jever

Kontakt

Tel.: 04461 4298

mail to:

menke@wau-jever.de

Zuletzt aktualisiert:

16.03.2023