Winter-Vortragsreihe 2022/2023
Gültig für die Vorträge 2023/2024
Veranstalter: Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Natur-
und Umweltschutz Jever e.V. (WAU e.V.)
Ort: Rathaus Jever , Am Kirchplatz 11 ; Graf-Anton-Günther-Saal
Der Vortragsraum ist stufenlos zugänglich, eine
behindertengerechteToilette ist nicht vorhanden.
Zeit: 19.30 Uhr (!)
Kosten: Eintritt frei (Spenden für die Vereinsarbeit der WAU werden
dankend entgegen genommen)
Interessierte Gäste (auch Nicht-Mitglieder der WAU)
sind herzlich eingeladen.
Die WAU bietet im Winterhalbjahr 2024/25 wieder sechs Vorträge an. Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr. Die ersten fünf Vorträge finden im Graf-Anton-Günther-Saal des Rathauses Jever statt.
Der Vortrag am 11.März 2025 wird gemeinsam mit dem LOK Kulturzentrum veranstaltet und findet im Lokschuppen Jever statt. Der Eintritt zu den Vorträgen ist frei. Interessierte Gäste (auch Nicht-Mitglieder der WAU) sind herzlich eingeladen.
1. Dienstag, 15.10.2024, Dr. Gregor Scheiffahrt (Nationalparkverwaltung Nieders. Wattenmeer):
Der Knutt - Eine Fülle von Erkenntnissen und noch viele offene Fragen zum Titelvogel der 16. ZVT
2. Dienstag, 19.11.2024, Dr. Julia A. Busch (Common Wadden Sea Secretariat, Wilhelmshaven):
Das Wattenmeer im Klimawandel
3. Dienstag, 10.12.2024, Werner Menke (WAU Jever):
Bemerkenswerte Vogelbeobachtungen in der Region in den beiden letzten Jahren
4. Dienstag, 14.01.2025, Prof. Dr. Ingrid Kröncke (Senckenberg am Meer, Abt. Meeresforschung, WHV)
Veränderungen in den Lebensgemeinschaften im Wattboden des Ostfriesischen Wattenmeeres
5. Dienstag, 18.02.2025, Prof. Dr. Helmut Hillebrand (Universität Oldenburg; ICBM):
Ökologische Forschung im Wattenmeer - von künstlichen Inseln und biologischer Vielfalt
6. Dienstag, 11.03.2025, (Achtung! Veranstaltungsort: Lokschuppen Jever!)
Ernst Paul Dörfler (Ökologe und Buchautor, Zerbst):
Vorstellung des neuen Buches: ‚Das Liebesleben der Vögel‘
Biologische Vielfalt im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer - Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln
Dienstag, 12.03.2024
Dr. Rolf Niedringhaus, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Auf den Ostfriesischen Inseln sind bisher rund 7500 Tierarten nachge-wiesen worden, das entspricht etwa 17 % der Fauna Gesamt-deutschlands. Mit rund 1000 Farn- und Blütenpflanzen-Arten findet
sich hier zudem ein Drittel der Flora ganz Deutschlands.
Die Inseln können damit aus deutscher, vielleicht sogar aus
nordeuropäischer Sicht, zu Recht als „hot spot der Biodiversität"
angesehen werden.
In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Flora und
Fauna der Ostfriesischen Inseln als Teil des Nationalparks
Niedersächsisches Wattenmeer einzigartig ist. Schließlich weisen sie
hohe Anteile gefährdeter und/oder auf den Küstenraum begrenzter
spezifischer Arten auf, was den hohen Schutzstatus des Gebietes
rechtfertigt.
Ausgehend von einer fast 150 jährigen Forschungstradition auf den
Inseln werden Auswertungen präsentiert, die ein umfassendes Bild von
den unterschiedlichen Insel-Biotopen und deren Pflanzen und Tieren
geben. Dabei gibt es neben bereits gut untersuchten Gruppen (z.B. den
Vögeln) auch andere mit hohen Erfassungs-Defiziten (so viele
Insektengruppen), so dass für die Zukunft noch Nachweise weiterer Arten
zu erwarten sind.
Bei einem Ausblick auf die Zukunft ist aber auch der Frage nachzugehen,
wie sich die Situation auf den Inseln vor dem Hintergrund des aktuellen
Insektenschwunds darstellen wird.
Mit Rolf Niedringhaus, einem der Herausgeber des 2008 erschienenen
Buches ‚Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln - Arten-verzeichnisse und Auswertungen zur Biodiversität' konnte die WAU
einen Referenten gewinnen, der einen spannenden Vortrag zu diesen Fragen verspricht.
Ökologische Folgen des Tiefseebergbaus
Dienstag, 13.02.2024
Prof. Dr.
Pedro Martinez Arbizu
Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung am Senckenberg-Institut in Wilhelmshaven
Der wachsende Hunger der Industrienationen nach Rohstoffen hat schon seit längerem die Tiefsee als mögliche Ressource in den Blick gerückt. Vor allem Manganknollen, die stellenweise den Meeresboden in hoher Dichte bedecken, haben das Interesse auf sich gezogen. Mangan ist ein Metall, das in der Stahlproduktion eine wichtige Rolle spielt. Die auf dem Boden der Tiefsee liegenden Klumpen enthalten aber nicht nur einen hohen Anteil von Mangan-Verbindungen, sondern darüber hinaus viele weitere Metalle (so Kupfer, Cobald und Nickel) und diese zum Teil in größeren Mengen als in den heute bekannten und abbaubaren Landlagerstätten.
So ist es kein Wunder, dass man sich von der Förderung solcher marinen Schätze die Lösung vieler Rohstoffprobleme erwartet. Allerdings ließ sich eine Gewinnung bisher nicht in wirtschaftlich vertretbarem Maße realisieren, da das Aufsammeln der Knollen auf dem Meeresgrund und der Transport zur Meeresoberfläche einen hohen und sehr teuren technischen Aufwand erfordern. Inzwischen hat man aber in der Entwicklung von „Kollektoren" Fortschritte gemacht; zudem lassen die allgemein gestiegenen Rohstoffkosten die teure Bergung vom Tiefseegrund als vertretbar erscheinen; erste Unternehmen haben daher schon Abbau-Anträge bei der Internationalen Meeresbodenbehörde eingereicht.
Die ökologischen Folgen eines solchen Tiefsee-Abbaus sind nicht absehbar. Der Referent des Abends, Pedro Martinez Arbizu, Direktor des Instituts Senckenberg am Meer, analysiert die vorhandenen Daten. Er befürchtet, dass viele Arten dieses einzigartigen Ökosytems, darunter sicher auch ein großer Anteil bisher noch unentdeckter, lokal aussterben könnten.
In seinem Vortrag wird Pedro Martinez Arbizu, der an mehreren Expeditionen zur Erforschung der Tiefsee teilgenommen hat, den in weiten Bereichen noch unentdeckten Lebensraum Tiefsee vorstellen und dessen Gefährdung durch den Bergbau aufzeigen.
Die Kegelrobbe - der Erfolg eines Rückkehrers ins Wattenmeer
Dienstag, 16.01.2024
Dr. Thea Hamm, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer
In früheren Zeiten war die Kegelrobbe, das größte Raubtier Deutschlands, auch im Wattenmeer heimisch, dann aber war sie hier über viele Jahrhunderte als Folge der Bejagung durch den Menschen fast völlig verschwunden. Erst nach der Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgte eine allmähliche Rückkehr aus den Rückzugsgebieten der Art an der
englischen Küste. Fortan konnte man auf den Sandbänken unserer Küste
unter den dort ruhenden Seehunden immer wieder einmal auch einzelne
Kegelrobben beobachten. Solche Sichtungen haben im Weiteren zugenommen und seit knapp zwanzig Jahren existiert auf der Kachelotplatte südwestlich von Juist eine dauerhafte Kolonie. Hier bringen
Kegelrobben-Weibchen im Winter ihre Jungen zur Welt; anders als
Seehundjunge, die gleich nach der Geburt schwimmen können, tragen
Kegelrobben-Junge noch nach der Geburt ein feines Wollfell (Lanugo), das erst nach wenigen Wochen durch das normale Wollfell ersetzt wird. Bis dahin müssen sie auf der Sandbank bleiben, wo sie vom Muttertier
versorgt werden.
Dr. Thea Hamm, in der Nationalparkverwaltung zuständig für den Bereich
Meeressäuger, wird in ihrem Vortrag die Entwicklung der Rückkehr von
Kegelrobben ins Wattenmeer aufzeigen und anschaulich über die Biologie
und Erforschung dieser Robbenart informieren.
Island - das Tor zur Arktis
Eine Einführung in die faszinierende Tiefsee rund um die Gletscherinsel
Dienstag, 12.12.2023
Dr. Saskia Brix, Forschungsinstitut Senckenberg
Die momentan sehr aktive Vulkaninsel Island liegt auf zwei
unterseeischen Meeresrücken mitten in der „Subarktis", die gleichsam
das Tor zwischen Nordatlantik und Arktischem Ozean bildet. Auch diese
geographische Lage macht die Unterwasserwelt rund um Island so
besonders. Hier findet sich ein Paradies für eine reiche Meeresfauna,
so für Kaltwasserkorallen und große Fischbestände. Doch dieses
Paradies ist durch zunehmende menschliche Einwirkung und den Anstieg der Wassertemperaturen gefährdet.
Die Wissenschaftlerin Saskia Brix arbeitet mit bei dem internationalen Forschungsprojekt „Ice Age", das sich mit der Ökologie und Genetik der Meerestiere rund um Island beschäftigt. Sie hat bereits an mehreren Exkursionen in das Gebiet teilgenommen. So kann sie aus reicher eigener Anschauung von dieser eindrucksvollen und vielfältigen Fauna berichten.
Wie die Vogelgrippe die Hälfte des Brutbestandes der Flussseeschwalbe am Banter See auslöschte.
Dienstag, 14.11. 2023
Dr. Sandra Bouwhuis
Institut für Vogelforschung Wilhelmshaven
Vogelgrippe unter Wildvögeln – das ist in unserem Küstenraum schon seit einigen Jahren ein Thema, das zunächst vor allem während des Winterhalbjahres eine Rolle spielte. So fanden sich unter den bei uns überwinternden Gänsen, besonders bei Nonnengänsen, immer wieder erkrankte oder verendete Tiere.
2022 begegnete dann eine völlig neue Situation: Der Erreger, das Influenza-A-Virus H5N1, trat auch während der Sommermonate auf und verursachte massive Bestandeinbrüche vor allem bei koloniebrütenden Vogelarten wie den Seeschwalben. Auf der Insel Minsener Oog z. B., die eine große Brandseeschwalben-Kolonie beherbergt, war die Brutsaison 2022 ein Totalausfall; ein hoher Prozentsatz der brütenden Altvögel starb und es wurden keine Jungvögel groß.
Auch die Flussseeschwalben-Kolonie am Banter See in Wilhelmshaven, an der das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ seit Jahren intensive Forschung betreibt, blieb nicht verschont. So fanden Sandra Bouwhuis, Wissenschaftliche Direktorin am Institut und Projektleiterin für die für Forschung an der Kolonie, und ihr Team in den Brutsaisons 2022 und 2023 insgesamt 621 tote Seeschwalben.
In ihrem Vortrag wird Frau Bouwhuis auf den Verlauf der Vogelgrippe in der Flussseeschwalbenkolonie Banter See eingehen und erläutern, wie die Population betroffen war, welche Vögel starben und welche überlebten und was für die Zukunft der Kolonie und der Seeschwalbenpopulationen an der Küste zu erwarten ist.