Chronik 2023
Aktuelle Fragen zum Wattenmeer und weiteren marinen Themen
Dienstag, 14. 03. 23
Dr. Achim Wehrmann, Senckenberg am Meer, Wilhelmshaven
Als das Programm für die winterliche Vortragsreihe 2022/23 der WAU geplant wurde, stand noch nicht fest, mit welchem Thema sich der letzte Vortrag am Dienstag, dem 14. März, beschäftigen würde. Die Idee war, dass bei den vorausgehenden Veranstaltungen Fragen gesammelt werden sollten, die den Gästen auf den Nägeln brannten. Der Meeresforscher Dr. Achim Wehrmann vom ‚Forschungsinstitut Senckenberg am Meer‘ in Wilhelmshaven wollte dann diese Fragen bündeln und sie in seinem Vortrag beantworten.
So gibt es also diesmal nicht nur einen Vortragsgegenstand, sondern ein ganzes Potpourri von Themen. Unter anderem wird der Referent eingehen auf die Auswirkungen des neuen NLG-Terminals auf den Miesmuschelbetrieb in Hooksiel, auf die „Hooksieler Koralle“, bei der es sich nicht um eine echte Koralle, sondern um den Röhrenbau einer aus Australien eingeschleppten Wurm-Art handelt, auf die zunehmende Sichtung von Seepferdchen in der Nordsee und auf andere Fragen. Selbstverständlich werden auch die zu erwartenden regionalen Folgen der Klimakrise angesprochen, also die Themen Meeresspiegelanstieg, Wassertemperaturerhöhung und Ozeanversauerung.
So können sich die Besucher des letzten WAU-Vortrages dieser Saison auf eine informative und abwechslungsreiche Veranstaltung freuen.
Korallenforschung in Wilhelmshaven und Guam
Dienstag, 14. 02. 23
Dr. Samuel Nietzer, Universität Oldenburg, ICBM
Korallen - mit der zu den USA gehörenden tropischen Pazifikinsel Guam wird man den Begriff schnell verbinden, säumen doch umfangreiche Korallenriffe die Strände, die nicht aus Sand, sondern aus feinem Korallengrus gebildet werden. Entsprechend ist die Insel auch zu einem Zentrum der Korallenforschung geworden, die umso größere Bedeutung hat, je mehr das Ökosystem ‚Korallenriff‘ durch die Klimaveränderungen bedroht erscheint.
Und hier kommt auch Wilhelmshaven ins Spiel, denn seit inzwischen mehr als 10 Jahren ist eine Arbeitsgruppe am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg in Wilhelmshaven in der Korallenforschung aktiv. Schwerpunkt der Forschung der AG ‚Umweltbiochemie‘ ist dabei die Vermehrung von Steinkorallen und die Auswirkungen verschiedener Stressfaktoren, insbesondere auf deren frühe Lebensstadien.
Die Ansiedlung der freischwimmenden Korallenlarven ist ein zentraler Punkt im Leben einer Koralle. In langjähriger Forschung konnten die Mitglieder der AG eine chemische Verbindung identifzieren, welche die Ansiedlung der Korallenlarven auslöst. Darauf aufbauend wird aktuell an einer Verbesserung der Aufzucht gearbeitet.
Seit dem Jahr 2020 ist die AG Umweltbiochemie aber auch in der Lage, als erste Institution in Deutschland, das Ablaichen der Steinkorallen in einer künstlichen Umgebung auszulösen.
Dr. Samuel Nietzer ist seit 2013 Leiter der Forschungsaquarien in Wilhelmshaven und gibt einen anschaulichen Einblick in die Korallenforschung der Arbeitsgruppe. Forschungsbereiche sind vor allem Störfaktoren in Bezug auf Jungkorallen (Klimawandel, Giftstoffe, Ansiedlung der Larven) und die Ansiedlung und weitere Aufzucht der Korallen. Auch auf die Ergebnisse der auf der Marianeninsel Guam durchgeführten wichtigen Forschung zur Korallenvermehrung wird der Referent eingehen.
Schmetterlingslebensräume in Westniedersachsen
Donnerstag, 18.01.2023
Dipl.-Biologe Carsten Heinecke, OL
Begriffe wie ‚Verlust von Biodiversität‘ oder ‚Artensterben’ nehmen in der öffentlichen Diskussion breiten Raum ein. Sie kennzeichnen die dramatischen Entwicklungen, die sich in unserer Zeit bei vielen natürlicher Lebensräumen und Organismengruppen abspielen.
In unserer Tierwelt sind ganz besonders die Insekten betroffen. Zu trauriger Prominenz hat es in diesem Zusammenhang das Wort ‚Bienensterben‘ gebracht, das sich nicht nur auf den „Haustier-Sonderfall“ Honigbiene bezieht, sondern vor allem auf die vielen Arten von Wildbienen und Hummeln. Doch andere Insektengruppen sind genauso stark bedroht. So haben Untersuchungen in den Niederlanden gezeigt, dass dort von 1890 bis heute die Zahl der Schmetterlinge um mindestens 84 Prozent zurückgegangen ist. Von vergleichbar großen Verlusten kann man auch bei uns ausgehen.
Der Vortrag des ausgewiesenen Schmetterlingskenners („Lepidopterologen“) wird nicht nur mit attraktiven Bildern verschiedene bekannte Arten wie Tagpfauenauge und Zitronenfalter in ihren typischen Lebensräumen vorstellen, sondern auch kuriose Vertreter wie den seltenen Heide-Bürstenbinder, dessen Weibchen gar keine Flügel besitzt. Selbstverständlich wird er über diese Arten-Präsentation hinaus auch den eingangs genannten Aspekt Artensterben ansprechen und auf mögliche Auswirkungen des Klimawandels eingehen. Und schließlich wird der Referent auch Anregungen dazu geben, was jeder einzelne von uns den negativen Entwicklungen entgegensetzen kann. So wird er z. B. Möglichkeiten zu einer schmetterlingsfreundlichen Gartengestaltung aufzeigen.
Brandseeschwalbe
Seevogel des Jahres 2023
Die in 2022 durch die Vogelgrippe arg gebeutelte Spezies wurde vom Verein Jordsand e.V. nach 2015 zum zweiten Mal Seevogel des Jahres. Die Bss wurde auch schon vor der verheerenden Avifluenza-Epidemie als "vom Aussterben bedroht" eingestuft.
Foto: Hans Uhlmann 2015