Chronik 2024
Bemerkenswerte Vogelbeobachtungen in der Region
in den beiden letzten Jahren
Dienstag, 10.12.2024
Werner Menke (WAU Jever)
Vogelarten wie Gänsegeier, Kuhreiher, Stelzenläufer und Bienenfresser
zu beobachten - das erwartet man wohl eher bei einer Reise in den
Süden, z. B. auf die Iberische Halbinsel. Gelegentlich jedoch begegnen
solche Arten auch in unseren Breiten und gerade in den letzten beiden
Jahren war das vermehrt der Fall, was vermutlich auch mit dem
Klimawandel zusammenhängt. Über solche und viele andere
außergewöhnliche Beobachtungen in unserer Region geht es in dem
Vortrag von Werner Menke. Im Mittelpunkt stehen dabei außer seltenen
Gästen auch bemerkenswerte Neuigkeiten, so z. B. über Flugrouten von
Zugvögeln unseres Küstengebietes, die man für einzelne Individuen
punktgenau nachvollziehen kann, weil diese mit einem Sender versehen
sind und so über Satellitenortung erfasst werden können.
Das Wattenmeer im Klimawandel
Dienstag, 19.11.2024
Dr. Julia A. Busch, (Common Wadden Sea Secretariat, Wilhelmshaven)
„Nordseetemperatur auf Rekordhoch“, „Temperaturen im Mittelmeer auf Rekordhoch“, „Temperaturrekord im Südwestpazifik“, „Oberflächentemperatur der Ozeane mit 20,96 Grad auf Rekordhoch“ - die Sammlung von Presse-Schlagzeilen aus den beiden letzten Jahren ließe sich um ein Vielfaches vermehren.
Weltweit wirkt sich der Klimawandel mit Temperaturerhöhung, steigendem Meeresspiegel und Extremwetter-Ereignissen auf die Ozeane aus. Und diese Auswirkungen erstrecken sich auch auf das Wattenmeer, das Weltnaturerbe vor unserer Haustür. So wurde im niederländischen Wattenmeer im Juni 2023 mit 18,5 Grad die höchste Meereswassertemperatur seit vielen Jahrzehnten gemessen. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenarten, die diesen Lebensraum besiedeln.
Manche Arten könnten sich sogar gut auf höhere Temperaturen einstellen, dazu gehören z. B. einige Neubürger wie die invasiven Neozoen Pazifische Auster und die Meerwalnuss, eine Rippenquallen-Art. Anderen Arten gelingt das nicht; eine Hitzewelle im Sommer 2018 führte z.B. zu einem großen Sterben von Herzmuscheln im niederländischen Wattenmeer. Auch für den Wattwurm, der an der Küste gerne als Angelköder genutzt wird, sehen manche Forscher voraus, dass er sich aufgrund der globalen Erwärmung voraussichtlich nach Norden bewegen wird, womit die Population im Wattenmeer abnimmt. Eine verbreitete Illustrierte titelte dann auch gleich: „Im Wattenmeer ist der Wurm drin – aber vielleicht nicht mehr lange.“
Lebhaft diskutiert wird auch die Frage nach der Zukunft unserer Salzwiesen: Kann ihr Aufwachsen mit dem Meeresspiegel-Anstieg Schritt halten oder gehen sie im wahrsten Sinne des Wortes unter.
Ausführlich dargestellt werden die großen Herausforderungen, vor denen das Wattenmeer angesichts des Klimawandels steht, in dem „Qualitätsstatusbericht zum Klimawandel“, den das Trilaterale Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven im Februar 2024 veröffentlicht hat.
Die WAU konnte für den Vortrag eine kompetente Referentin gewinnen: Dr. Julia Busch ist beim Wattenmeersekretariat die Programmleiterin Klimawandel.
Exkursion mit vogelkundlichem Schwerpunkt
Gebiet Grafschaft (Barkeler Busch –„Räuberbusch“ – Pöttkenmeer)
Freitag, den 12. April 2024
Treffpunkt: Birkenstraße /Abzweigung Moorsumer Straße
Start: 18.00 Uhr Dauer: ca. 2. Std.;
wenn möglich bitte Ferngläser mitbringen
Hauptziel ist das Pöttkenmeer, ein flaches Gewässer mit einer sehr interessanten Vogelwelt. Neben dem Haubentaucher können hier z. B.
weitere Taucher- und verschiedene Gänse- und Enten-Arten beobachtet werden.
Martin Schilts Dokumentarfilm von 2023
„Krähen – Die Natur beobachtet uns“
Mittwoch, 03.04.2024, im LOK Kulturzentrum Jever (Moorweg 2) Beginn:, 19:00 Uhr Einlass: 18:30 Uhr
Preis pro Person: 9,00 €
Die Karten für den Film sind ausschließlich an der Abendkasse erhältlich.
Kartenreservierungen über die Website www.kinofreunde-friesland.de oder per Email an: besondererfilm@kinofreunde-friesland.de
Der Film wird von den Kinofreunden Jever in Kooperation mit der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Umweltschutz (WAU), MOBILUM - Mobile Umweltbildung des NABU sowie dem Schlossmuseum Jever gezeigt. Werner Menke (WAU) gibt in einer kurzen Einführung einen Überblick über die heimischen Krähenarten und steht im Anschluss für Fragen zur Verfügung.
Kurzinhalt (aus ‚Filmstarts‘): Sie werden vergöttert, verfolgt und verjagt. Rabenvögel sind nicht nur die einzigen Tiere, die uns Menschen seit Tausenden von Jahren nicht nur beobachten und studieren, sondern auch noch die Fähigkeit haben, dieses gesammelte Wissen an ihre Nachkommen weiterzugeben. Sie sind enorm klug und man sagt ihnen ein sehr umfangreiches Gedächtnis nach. Doch was wissen wir über diese Vögel? Und was wissen sie im Gegenzug über uns? „Gibt es in den Krähenschwärmen“, so die zentrale Frage dieses quasi im Vogelflug dahingleitenden Dokumentarfilms von Martin Schilt, „ein kollektives Wissen über den Menschen?“
Biologische Vielfalt im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer - Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln
Dienstag, 12.03.2024
Dr. Rolf Niedringhaus, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Auf den Ostfriesischen Inseln sind bisher rund 7500 Tierarten nachge-wiesen worden, das entspricht etwa 17 % der Fauna Gesamt-deutschlands. Mit rund 1000 Farn- und Blütenpflanzen-Arten findet
sich hier zudem ein Drittel der Flora ganz Deutschlands.
Die Inseln können damit aus deutscher, vielleicht sogar aus
nordeuropäischer Sicht, zu Recht als „hot spot der Biodiversität"
angesehen werden.
In dem Vortrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit die Flora und
Fauna der Ostfriesischen Inseln als Teil des Nationalparks
Niedersächsisches Wattenmeer einzigartig ist. Schließlich weisen sie
hohe Anteile gefährdeter und/oder auf den Küstenraum begrenzter
spezifischer Arten auf, was den hohen Schutzstatus des Gebietes
rechtfertigt.
Ausgehend von einer fast 150 jährigen Forschungstradition auf den
Inseln werden Auswertungen präsentiert, die ein umfassendes Bild von
den unterschiedlichen Insel-Biotopen und deren Pflanzen und Tieren
geben. Dabei gibt es neben bereits gut untersuchten Gruppen (z.B. den
Vögeln) auch andere mit hohen Erfassungs-Defiziten (so viele
Insektengruppen), so dass für die Zukunft noch Nachweise weiterer Arten
zu erwarten sind.
Bei einem Ausblick auf die Zukunft ist aber auch der Frage nachzugehen,
wie sich die Situation auf den Inseln vor dem Hintergrund des aktuellen
Insektenschwunds darstellen wird.
Mit Rolf Niedringhaus, einem der Herausgeber des 2008 erschienenen
Buches ‚Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln - Arten-verzeichnisse und Auswertungen zur Biodiversität' konnte die WAU
einen Referenten gewinnen, der einen spannenden Vortrag zu diesen Fragen verspricht.
Ökologische Folgen des Tiefseebergbaus
Dienstag, 13.02.2024
Prof. Dr.
Pedro Martinez Arbizu
Deutsches Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung am Senckenberg-Institut in Wilhelmshaven
Der wachsende Hunger der Industrienationen nach Rohstoffen hat schon seit längerem die Tiefsee als mögliche Ressource in den Blick gerückt. Vor allem Manganknollen, die stellenweise den Meeresboden in hoher Dichte bedecken, haben das Interesse auf sich gezogen. Mangan ist ein Metall, das in der Stahlproduktion eine wichtige Rolle spielt. Die auf dem Boden der Tiefsee liegenden Klumpen enthalten aber nicht nur einen hohen Anteil von Mangan-Verbindungen, sondern darüber hinaus viele weitere Metalle (so Kupfer, Cobald und Nickel) und diese zum Teil in größeren Mengen als in den heute bekannten und abbaubaren Landlagerstätten.
So ist es kein Wunder, dass man sich von der Förderung solcher marinen Schätze die Lösung vieler Rohstoffprobleme erwartet. Allerdings ließ sich eine Gewinnung bisher nicht in wirtschaftlich vertretbarem Maße realisieren, da das Aufsammeln der Knollen auf dem Meeresgrund und der Transport zur Meeresoberfläche einen hohen und sehr teuren technischen Aufwand erfordern. Inzwischen hat man aber in der Entwicklung von „Kollektoren" Fortschritte gemacht; zudem lassen die allgemein gestiegenen Rohstoffkosten die teure Bergung vom Tiefseegrund als vertretbar erscheinen; erste Unternehmen haben daher schon Abbau-Anträge bei der Internationalen Meeresbodenbehörde eingereicht.
Die ökologischen Folgen eines solchen Tiefsee-Abbaus sind nicht absehbar. Der Referent des Abends, Pedro Martinez Arbizu, Direktor des Instituts Senckenberg am Meer, analysiert die vorhandenen Daten. Er befürchtet, dass viele Arten dieses einzigartigen Ökosytems, darunter sicher auch ein großer Anteil bisher noch unentdeckter, lokal aussterben könnten.
In seinem Vortrag wird Pedro Martinez Arbizu, der an mehreren Expeditionen zur Erforschung der Tiefsee teilgenommen hat, den in weiten Bereichen noch unentdeckten Lebensraum Tiefsee vorstellen und dessen Gefährdung durch den Bergbau aufzeigen.
Die Kegelrobbe - der Erfolg eines Rückkehrers ins Wattenmeer
Dienstag, 16.01.2024
Dr. Thea Hamm, Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer
In früheren Zeiten war die Kegelrobbe, das größte Raubtier Deutschlands, auch im Wattenmeer heimisch, dann aber war sie hier über viele Jahrhunderte als Folge der Bejagung durch den Menschen fast völlig verschwunden. Erst nach der Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgte eine allmähliche Rückkehr aus den Rückzugsgebieten der Art an der
englischen Küste. Fortan konnte man auf den Sandbänken unserer Küste
unter den dort ruhenden Seehunden immer wieder einmal auch einzelne
Kegelrobben beobachten. Solche Sichtungen haben im Weiteren zugenommen und seit knapp zwanzig Jahren existiert auf der Kachelotplatte südwestlich von Juist eine dauerhafte Kolonie. Hier bringen
Kegelrobben-Weibchen im Winter ihre Jungen zur Welt; anders als
Seehundjunge, die gleich nach der Geburt schwimmen können, tragen
Kegelrobben-Junge noch nach der Geburt ein feines Wollfell (Lanugo), das erst nach wenigen Wochen durch das normale Wollfell ersetzt wird. Bis dahin müssen sie auf der Sandbank bleiben, wo sie vom Muttertier
versorgt werden.
Dr. Thea Hamm, in der Nationalparkverwaltung zuständig für den Bereich
Meeressäuger, wird in ihrem Vortrag die Entwicklung der Rückkehr von
Kegelrobben ins Wattenmeer aufzeigen und anschaulich über die Biologie
und Erforschung dieser Robbenart informieren.